Trancewerkstatt Adventkalender - 5. Dezember "Der Krampus und der Fuchs"

Trancewerkstatt Adventkalender - 5. Dezember "Der Krampus und der Fuchs"

5. Dezember - der Adventkalender der Trancewerkstatt öffnet seine fünfte Tür:
"Der Krampus und der Fuchs"

Persönliches von mir - aus der Serie: "Geschichten können die Welt verändern!"

„Morgen kommt der Kramperl, sei brav, sonst nimmt er dich mit!“ Auch wenn ich wusste, dass „ER“ mich nicht mitnehmen würde, weil dies meine Eltern nie zugelassen hätten, so hatte ich trotzdem jedes Jahr wieder eine riesengroße Angst vor dem Kramperl. Heute kommt er nicht mehr mit dem Nikolo und ich habe viel über ihn gelesen, viel über ihn und den Nikolaus, seinen „Chef“. Aber man liest immer dieselbe Leier. Obwohl er mir stets wohlgesonnen war, mir einmal sogar zuwinkte, ich hatte trotzdem Angst vor ihm. Ein kleiner haariger Geselle mit furchterregenden Augen und einer Kette.

Liest man zum Beispiel bei Wikipedia nach, dann erfährt man folgendes:
„Der Krampus, auch Kramperl oder Bartl, ist im Adventsbrauchtum eine Schreckgestalt in Begleitung des heiligen Nikolaus. Verbreitet ist er im Ostalpenraum, im südlichen Bayern und der Oberpfalz, in Österreich, Liechtenstein, Ungarn, Kroatien, Slowenien, der Slowakei, Tschechien, Südtirol, Welschtirol (Trentino) und Teilen des außeralpinen Norditaliens. Während der Nikolaus die braven Kinder beschenkt, werden die unartigen vom Krampus bestraft.
Die Gestalt des Krampus stammt ursprünglich – wie auch viele andere dämonische Gestalten des Alpenraumes – aus der vorchristlichen Zeit.“
Aus vorchristlicher Zeit – und nun beginnen die Spekulationen. Je nachdem, welchen kulturellen und persönlichen Hintergrund man hat, bildet man sich seine eigene Meinung über den Krampus. Oder auch nicht.
Ich wiederum habe irgendwann meine „Meinung“ über den Kramperl abgelegt, und, wie ich das so mache, ihn selbst gefragt. In Gedanken, denn in Realität weiß ich ja, dass es sich nur um einen „verkleideten Menschen“ handelt, der meist Lust am aggressiven Verhalten zeigt, oder gerne Menschen erschreckt. Auch o.k., aber eben für mich nicht lustig, bei mir hört sich da der Spaß auf, wenn ich Angst bekomme. Zumal ich die Geschichten meiner Großmutter und ihrer Schwester über ihre Erfahrungen mit den „Kramperln“ zuhauf als abschreckende, traumatisierende Erfahrungen gespeichert habe. Meine Großtante wurde tatsächlich einmal dermaßen durchgehauen von einem Kramperl, als sie allein nach der Arbeit nachhause gehen musste. Sie war sich sicher, es war ein Junge aus der Nachbarschaft, der ihr nachstieg, sie ihn aber ablehnte… auch das ist die Realität der Kramperl! Aggressives Verhalten mit „legitimer Tarnung“. Bewiesen konnte nichts werden, der Junge kam ungestraft davon.

Diese Art von Kramperl hab ich irgendwann abgelehnt und mich auf die Suche nach der echten, vorchristlichen Kramperlseele gemacht.
Und dann erinnerte ich mich irgendwann als Erwachsene an eine Begegnung als Kind, die ich lange nicht zuordnen konnte:
Mein Urgroßvater, mein Bruder und ich saßen eines Abends im Advent beisammen. Ich war etwa vier oder fünf Jahre alt, noch nicht in der Schule. Mein Bruder spielte Zug, ich baute ein Puzzle, das weiß ich noch. Mein Großvater wie immer die Ruhe in Person, saß einfach da und schaute uns zu. Ich liebte diese Momente der „Dreifaltigkeit“. Nicht – Vater, Sohn und heiliger Geist, sondern Großväterchen, Bruder und Schwester. Daraus schöpfte ich immer Kraft, jeder war für sich, aber wir waren trotzdem durch die entspannte Atmosphäre zutiefst miteinander verbunden. Heute weiß ich, das waren meine „Tranceerlebnisse“ als Kind. Ich konnte mich in dieser Runde am besten entspannen und war gleichzeitig in einer völlig anderen Welt, in der Welt der „nichtalltäglichen Wirklichkeit“.
Ich weiß noch ganz genau, dass ich irgendwann aus meiner Trance aufwachte und meinen Urgroßvater nach dem Krampus fragte. Er erzählte mir wieder die Geschichten, die ich schon kannte. Die üblichen eben. Ich weiß noch, ich bohrte an diesem Abend nach, ich ließ meinem Großvater keine Ruhe, immer und immer wieder nervte ich ihn, weil ich ihn fragte, wer denn nun wirklich der Kramperl war. Mein Großvater gab keine zufriedenstellenden Antworten. Er wollte sichtlich nicht die „Petze“ der Familie sein und mir verraten, dass der Krampus nur ein „Schauspieler“ war.
Doch, plötzlich raschelte es auf der Terrasse. Ich weiß noch, ich bekam einen Riesenschreck, ich wollte aus dem Zimmer laufen, aber irgendetwas hielt mich zurück, ich denke die Neugierde. Es raschelte weiter und vor der Balkonzimmertür stand ein Fuchs und schaute mich an. Er blickte mir so tief in die Augen, wie ich es noch nie mit einem Wildtier erlebt hatte. Ich spüre noch heute seinen Blick, seine Augen – ich in Sicherheit, er da draußen. Die Angst war verflogen. Es gab nur ihn und mich. Eine tiefe Verbundenheit. Danach kann ich mich nur mehr daran erinnern, dass mein Bruder und mein Großvater vollkommen entspannt dasaßen. Ich weiß bis heute nicht, ob es ein echter Fuchs war. Für mich war er echt, aber mein Großvater und mein Bruder hatten ihn nicht gesehen. Diese, solche Erlebnisse hatte ich immer wieder. Die Wahrheit war eine andere. Aber meine Wahrheit, meine Wahrnehmung?
Heute weiß ich, dass die Seelen der Tiere und Pflanzen mit uns Menschen Kontakt aufnehmen, wenn wir dafür bereit sind. Ich weiß, dass die Seele des Fuchses im Kramperl, im echten Kramperl lebt. Wir sollten uns drauf besinnen, dass alle Tiere eine Seele haben. Auf meinen Reisen durch China lernte ich dann von der Kraft der Füchse. Es gibt Gebiete, wo der Fuchs regelrecht verehrt wird. Oftmals auch als „Reisgottheit“, als Schutzgottheit für die Landwirtschaft. Weil er durch seine Art zu leben für einen Ausgleich in der Natur sorgt. In manchen Büchern steht sogar geschrieben, dass der Gevatter Fuchs durch seine „Schlauheit und Tücke“ die Menschen von den „Fängen der Dämonen“ befreien kann. Das gefällt mir besonders gut – zumal genau das „Dämonenhafte“ dem Kramperl zugeschrieben wird.
Was wäre, wenn er es war, der mich tatsächlich von der Angst vor den jungen, gefühllosen, zur Aggression neigenden jungen Männern bewahrte, die die Verkleidung des Kramperl benutzen, um ihre eigenen Gesetze der Unmenschlichkeit ausleben zu können? Würden Sie mich für verrückt halten, oder?
Dann wäre ich dem Fuchs unendlich dankbar. Und ich bin es! Gevatter Fuchs – stiehl weiterhin die Schuhe der Menschen in Dornbach, damit sie dich wieder als Teil – als wichtigen Teil unseres Waldes und unserer Gesellschaft wahrnehmen!!! Ich finde, das machst du hervorragend!
Einen schönen Kramperltag! Morgen kommt der Nikolaus!

Eure Claudia Füreder

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