Trancewerkstatt Adventkalender - 6. Dezember "Der Nikolaus"

Trancewerkstatt Adventkalender - 6. Dezember "Der Nikolaus"


6. Dezember - der Adventkalender der Trancewerkstatt öffnet seine sechste Tür:
"Nikolaus – Weihnachtsmann – Väterchen Frost – Dumbledore“

Einer für Alle - Alle für Einen? Oder ist einer Alle und brauchen wir alle den einen?"

Persönliches von mir - aus der Serie: "Geschichten können die Welt verändern!"

Heute ist Nikolaus-Tag! Oh, welch Freude! Und wahrlich, der Nikolaus berührt uns alle. Jung und Alt, Klein und Groß. Selbst als Erwachsene ertappe ich mich dabei, dass sich sofort ein wohlig warmes Gefühl in mir ausbreitet, wenn ich an ihn denke, an den „Mann mit dem weißen Bart und dem freundlichen Gesicht“. Als ich ein Kind war kam er immer für uns alle, nie für mich allein. Und das ist gut so. Für alle Kinder in Leonding fuhr er damals beim „Nikolo Markt“, der einmal im Jahr stattfand, auf einem großen Anhänger mit Traktor am Stadtplatz ein und übergab pünktlich um 15 Uhr höchstpersönlich an uns Kinder kleine rote Säckchen. Der Höhepunkt im Advent. Zumal man das Christkind nie selbst traf, war dieser Herr echt. Erlebbar, berührbar, greifbar. Man spürte ihn mit Haut und Haaren, so wie eben auch den Kramperl, seinen Begleiter.

Viel habe ich gestern über den Kramperl geschrieben. Ja, er wurde verdreht – missbraucht von der „Schwarzen Pädagogik“ und dann wurde er ein „Selbstläufer“. Dann, als die großen und kleinen Männer sich hinter einem Brauchtum versteckten um ihrer angestauten Wut freien Lauf zu lassen, beim Krampuslauf. Auch heute noch höre ich vielerorts, vor allem im ländlichen Oberösterreich, weil ich mich dort noch regelmäßig aufhalte, mahnende Sprüche der Erwachsenen. Wie ich dazu stehe, habe ich gestern niedergeschrieben. Heute möchte ich euch von der „Erlösung der Krampus Seele“ und somit auch von der „Erlösung der Kinderseelen“ erzählen.

Wir leben in einer Welt, in der wir jeglichen „Glauben an Dämonenhaftes“ ablehnen, oder? Ich denke darin sind wir uns einig. Was aber selten beleuchtet wird, ist, dass „Traumen“ spuren in der Psyche hinterlassen. Ein Trauma seit Generationen ist die häusliche Gewalt an Frauen und Kindern. Darin sind wir uns auch einig, oder? Wenn nicht, dann wird’s hier schon schwierig, meinen Gedanken Aufmerksamkeit zu schenken. Denn, ich habe als Mensch immer wieder Menschen kennengelernt, die so unglaublich viel angestaute Wut in sich trugen, dass sie in mir, obwohl sie mir nichts „antun wollten“, Spuren hinterließen. Durch ihre Art und Weise, wie sie mich behandelten.

Zum Beispiel mein erster Chef: Ich startete meine berufliche Karriere als Psychologin, nach dem Studium in einer Personalberatung.

Mein damaliger Chef, ein Narzisst (das erkannte ich aber damals nicht sofort, ich dachte, ich würde alles falsch machen), wie er im Lehrbuche steht – erklärte mir einmal: „Claudia, du hast das ganz hervorragend gemacht, dich mit dem Kroaten und dem Slowenen an einen Tisch zu setzen. Nun haben sie den Mitgliedsbeitrag einbezahlt! Aber weißt du, warum Frauen immer benachteiligt sein werden? Weil die wichtigen Entscheidungen am Häusl (Anmerkung: er war auch Oberösterreicher – Häusl ist ein Synonym für Toilette) getroffen werden.“

Ja, so ist das mit dem Frau-Sein in einer Männerwelt. Ich habe mich damals, bei einem „Netzwerktreffen“ nicht an einen Tisch mit dem Kroaten und dem Slowenen gesetzt, weil ich musste. Es war ein Platz frei und ich wollte sie kennen lernen: „den Kroaten und den Slowenen“. Ich interessiere mich tatsächlich für andere Kulturen, für Menschen und Wesen aus anderen Kulturen. Es war kein oberflächliches „Smalltalken“ gewesen, sondern es war eine Herzensbegegnung und kein sexualisiertes Pseudo-Begegnen, wie mein Chef es liebte. Immer ein paar kleine Witzchen über… sie wissen schon…! Diese beiden waren aber eindeutig keine sexualisierenden Narzissten, sondern auch Menschen, die in ihren Ländern etwas verändern wollten. Und, mein Gespräch mit ihnen hatte eine positive Auswirkung auf das Unternehmen, für welches ich arbeitete. Eine klassische Win-Win-Situation, die nur leider Narzissten nicht aushalten.

Durch seine Aussage signalisierte er mir, dass es richtig und falsch zugleich war, mich mit dem Kroaten und dem Slowenen einzulassen. Richtig, weil sie nun machten, was er wollte, aber falsch, wie ich sie dazu gebracht hatte – in der Wirtschaft ist kein Platz für weibliche Vibes , die das System verändern könnten. Denn, der „Geist des Herren“ steht über allem. Seither habe ich immer ganz besonders auf den „Geist des Unternehmensherren“ geachtet, konnte aber bis dato noch keinen anderen „Unternehmer-Geist“ hier in Österreich, oder anderswo finden, der meinem Naturell entsprach… auch bei der Caritas nicht - darum bin ich selbständig.

Warum dieser Exkurs? Nicht, weil ich bemitleidet werden möchte. Nein, sondern, weil das die verkleideten „Alltagskramperl“ sind, die uns das Leben zur Hölle machen. Nicht nur uns Frauen, sondern allen, die etwas verändern wollen. Und zwar in allen Bereichen. Diesen „Kramperlgeist“ tragen auch Frauen in sich!!!

Irgendwann, als ich dabei war, wirklich zu glauben, ich wäre nichts für die Wirtschaft, aber die Wirtschaft alles für mich – wurde ich gekündigt. Er hatte sein Ziel erreicht. Die Wirtschaft von den Frauen-Vibes zu befreien. Dabei habe ich sehr wohl einen Unternehmergeist in mir, ich bin keine Feindin der Wirtschaft – schließlich bin ich in einem „Geschäft – Einzelhandel“ aufgewachsen. Ich habe das „Verkaufen“ geliebt. Ich hatte zudem als damaliger Junior-Consultant den höchsten Umsatz erreicht, wurde aber von eben diesem Chef mit dem Argument gekündigt, unwirtschaftlich zu handeln. Schon damals half mir die „Wahrheit der Zahlen“ wenig. Zahlen helfen nur dem, der sie benutzt und nicht dem, der sie nutzt. Auch das habe ich von ihm gelernt.

Heute weiß ich, dass ich eine persönliche Bedrohung für seinen Narzissmus darstellte, nicht für die Wirtschaft. Ich spürte, er liebte mein Wesen, das war die Bedrohung für ihn. Und, er hätte mich nie angefasst. Nie. Tja, so kompliziert ist die Welt des Narzissmus und ebenso kompliziert ist das mit der „Wirtschaftlichkeit“.

Aber nun zurück zum Nikolaus. Ich hatte damals einen Gehörsturz mit Tinnitus und ging zu meinem Hausarzt. Mein damaliger Hausarzt war für mich ein „Großvaterersatz“. Ein echter Nikolaus eben. Das Gegenmittel für narzisstisches Gift. Er ist leider in Pension. Aber damals, als ich ihn brauchte, war er da. Seine großväterliche Ruhe, seine Resistenz gegen Zeitdruck und Wirtschaftlichkeit (der ließ sich nie stressen, auch wenn das Wartezimmer zum Bersten voll war), seine tiefe Stimme, sein großer Bauch, seine Klarheit, meistens ging ich ohne schriftliches Rezept, aber vollgetankt mit großväterlicher Liebenswürdigkeit bei ihm hinaus. Und es ging mir besser.

An diesem Tag verschrieb er mir folgendes Rezept gegen Tinnitus: Viel trinken, Ruhe, lange Waldspaziergänge oder langsames Laufen, um den Kreislauf und die Durchblutung anzuregen und viel Liebe. HAHAHA, Liebe, dachte ich mir. Ja, eh, aber… woher nehmen, wenn nicht stehlen?

Trotzdem, ich ging vollgetankt mit großväterlicher Kraft im Pötzleinsdorfer Schlosspark spazieren und setzte mich irgendwann in die Sonne – es war der 11. September 2001 (der Tag von 9/11 – bald würde die ganze Welt nicht glauben können, was die Wut von stark traumatisierten narzisstischen Männern, die sich selbst nicht mehr spüren, anrichten kann…). Nur eine Ironie am Rande.

Ich saß also auf der Bank im Pötzleinsdorfer Schloßpark und war in Gedanken versunken. Ich dachte an meinen Urgroßvater und wie sehr ich mir wünschte, ihn wieder besuchen zu können. Einfach nur, um aufzutanken, um Kraft zu bekommen, um zu spüren, wie es ist, wenn man geliebt wird. Und plötzlich setzte sich ein alter Mann neben mich, ein echter alter Mann. Er fragte, ob er neben mir die Sonne genießen dürfe. Und ich bejahte. Wir saßen ein Weilchen nebeneinander und irgendwann blickten wir einander an und er sagte: „Ist es endgültig?“ Ich war fassungslos. Wie? Was? Woher? Er dachte, mein Freund hätte mit mir Schluss gemacht, aber ich sagte, „Ja, aber nicht mein Freund, sondern mein Arbeitgeber hat mit mir „Schluss gemacht!“ Und wir mussten lachen. Es war so ein herzhaftes Lachen. Alles war verflogen – ich merkte noch nicht einmal, dass auch mein Tinnitus mit dem Lachen scheinbar aus mir hinausflog. Denn trotz 9/11 konnte ich wieder gut schlafen – ohne Ton im Ohr.

Dann wünschte er mir alles Gute, er verabschiedete sich und ging. Ich saß da, als wäre das Normalste in meinem Leben passiert. Und das war es auch. Es war das Normalste – wir sind mitfühlende Wesen und manches mal spürt es einer, aber meist nur dann, wenn der sich selbst gut spürt, trotz aller Tiefschläge, die das Leben so bereithält.

Es ist die Kraft der Großväter, der alten weisen Männer, derer, die sowohl die Kraft des Lebens als auch die Kraft der „Dämonen des Lebens“ kennen. Sie haben dadurch die Kraft, sie zu verwandeln. Sie sind es, die uns wieder an die Leichtigkeit des Lebens erinnern – die Liebe und das Vertrauen in uns selbst und nicht die oberflächliche, ausbeuterische, kalte, zerstörerische Selbstliebe, die nur den „Schein“ wart.

Diese Menschen entlarvte in früheren Zeiten der Krampus. Der Gehilfe der „Großväterlichen Kraft“. Er vertrieb sie, die Dämonen, die jungen und alten Burschen, bei denen er spürte, dass sie den Frauen und Kindern nicht wohlgesonnen waren. Er versorgte die Kinder mit seinen Gaben – seinem Spüren, seinem Vertrauen, seiner Güte, seiner Liebe.

Und der Krampus war nie ein verkleideter Narzisst. Er war in Wirklichkeit immer der „Vertreiber“, derjenige, der das Feld von „Dämonen“ befreite – so wie der Fuchs, der den Wald für uns im Gleichgewicht hält!

 

Lassen wir sie wieder wirken – zumindest heute – die Kraft der Großväter, egal ob Nikolo, Weihnachtsmann, Dumbledore, Väterchen Frost, Odin oder Coca-Cola Weihnachtsmann. Sie treten als viele in Erscheinung, doch sie sind alle einer, dieselbe Kraft, die sie nährt. Die uns nährt, unsere Seelen. Und lassen wir auch die Kramperl wieder ihre wertvollen Gehilfen sein. Die Kramperl sind Helfende!!! Keine Prügelknaben, oder Angstmacher. Im Gegenteil. Wenn wir spüren, dass die Kramperl nicht die Menschen sind, die ihr Kostüm tragen, sondern die Kraft der Wildtiere in sich tragen, die uns Menschen hilft, unsere Häuser – auch die Häusln  sauber zu halten, auch dann könnte sich vieles verändern.

 

Eure

Claudia Füreder