Trancewerkstatt Adventskalender - 3. Dezember "Die Frau von Paris"

Trancewerkstatt Adventskalender - 3. Dezember "Die Frau von Paris"

3. Dezember - der Adventkalender der Trancewerkstatt öffnet seine drittte Tür:
"Die Frau von Paris"

Persönliches von mir - aus der Serie: "Geschichten können die Welt verändern!"

Für mich bedeutet Advent: Persönliche alte, vergammelte, faulige Gedanken auszusortieren und junge, frische, reife Gedanken in mir zu spüren, zu fühlen und zu verinnerlichen um sie dann frisch gewaschen und voller Strahlkraft in die Welt zu tragen. Ich bin viel gereist in meinem Leben – manchmal kopflos aber sehr oft auch wirklich mit dem Herzen. Und davon, von meinen Herzensbegegnungen mit Menschen aus anderen Kulturen möchte ich euch erzählen. Bitte zu beachten, dass ich meine Texte rein aus meiner ganz persönlichen Perspektive schreibe, ohne jeglichen Anspruch auf „Wissenschaftlichkeit“. Wie wir die Welt wahrnehmen, hat nur mit uns selbst zu tun und damit, wer wir sind – das möchte ich durch meine Texte erlebbar machen. Wir sind fühlende Wesen und begegnen fühlenden Wesen. Es geht nicht um „Gut und Böse“ oder „Richtig und Falsch“, sondern rein um ein Sichtbarmachen meiner ganz persönlichen Wahrnehmung, die, so meine ich ebenso bedeutsam ist, wie eine geschichtswissenschaftliche Abhandlung eines Reiseberichtes. Viel Freude beim Lesen!

 

Paris – die Stadt der Liebe. Hmmmhhh. Zum ersten Mal fuhr ich auf Interrail nach Paris. Ich war mit meinem damaligen Freund und mit Zelt unterwegs. Wir übernachteten auf einem Campingplatz neben einer sechs-spurigen Autobahn. Trotzdem wollte ich die Stadt kennenlernen. Oft träumte ich vom romantischen Paris. Es war von Beginn an klar, dass unter diesen Voraussetzungen nichts „Romantisches“ passieren würde, aber nachdem ich reise, um zu spüren und nicht, um irgendwelchen „Klischees“ hinterherzujagen, ließ ich mir mein erstens Rendezvous mit der Stadt nicht vermiesen. Und – nach endlos scheinenden Kilometern des Wanderns auf geraden Straßen und riesengroßen Boulevards, wo ich nur Beton spürte und die Schwere meiner Beine, wo ich weder die „Leichtigkeit des Flanierens auf der Champs Elysee“ erlebte, noch einen Hauch von „Bewunderung“ für den Eiffelturm in mir fühlen konnte, landete ich schließlich im Viertel Montmartre. Alles an Schwere fiel blitzschnell von mir ab und trotz zahlloser Touristen, fühlte ich mich. Ich fühlte mich! Ich bewegte mich mit einer Leichtigkeit, die mein Körper immer noch gespeichert hat, diese Leichtigkeit eines leichten „Schwipses“, ohne tatsächlich etwas getrunken zu haben. Mich erfüllte ein „Rausch von Begeisterung“ für die Gassen, für die Geschäfte, für die Kaffeehäuser, für die Bäume, für die Art, sich dort zu bewegen. Das hatte ich noch nie in einer Stadt. So etwas hatte ich selten erlebt. Ich konnte es damals nicht einordnen. Mein damaliger Freund war genervt, weil ich ein Tempo an den Tag legte, das ihn gänzlich überforderte, er konnte den „Schwips“, den mir die Stadt verpasste, offensichtlich nicht spüren. Die Erkenntnis darüber, wie es „Montmartre“ schaffte, mich dermaßen zu berauschen, kam erst vor wenigen Jahren, als ich mit meiner Familie Paris besuchte. Es war von Beginn an nicht als „romantisches Wochenende“ geplant, sondern als Familienwochenende. Mein Mann war somit geschützt vor meinen romantischen Vorstellungen. Denn in Paris geht es nicht um die Männer. Paris – das sind die Frauen.

Und da stand sie, DIE PARISERIN, Paris in Person, direkt vor mir: mit Kind und Kinderwagen ausgestattet. Eine Mischung aus Sophie Marceau und Audrey Tautou. Große braune wunderschöne Augen, die schwarzen Haare mit Stirnfransen zu einem Pony zusammengebunden, roten Lippenstift, ein Styling wie aus einem „Retro-Modemagazin“ und eine selbstbewusste, aber eben nicht überhebliche Ausstrahlung, die mich wiederum berauschte. Durch ihr Sein wurde ich wieder schlagartig in jenen Rauschzustand versetzt, der mich schon damals beflügelte. Sie sprach mich auf Englisch an, wir sprachen kurz über Österreich, danach über Paris. Eine echte Pariserin – seit Generationen.  Ich spürte wieder, wie sehr ich dort, in Paris, als FRAU willkommen war. Von anderen Frauen. Ein Zauber, tatsächlich und welche Magierin in der Nacht diesen Zauber über die Stadt verbreitet, träumte ich in der Nacht – am Montmartre.

Meistens träume ich irgendwelchen Schrott, um meine Tage zu verarbeiten. Aber manchmal, da habe ich ganz klare Träume, so als wäre das die Realität, in der ich gerade aufwache. Und so einen Traum schenkte mir die „Frau von Paris“. Ich denke nicht, dass sie in der „Notre Dame“ wohnt. Männer versuchen immer wieder die Seelen der Frauen einzufangen, um sie zu kontrollieren, dass sie nicht ausufern. Nicht so in Paris. Die Seele von Paris lässt sich nicht einsperren. Sie wirkt. Überall. In vielen Kirchen spüre ich vieles, aber nicht in der Notre Dame. Sie nervte mich, weil man dort so zwanghaft hinmuss, um ein männliches Meisterwerk zu lobpreisen. Obwohl es um eine Frau geht. Vielleicht will die „echte Seele“ von Paris aber auch durch die Kirche von sich selbst ablenken. Denn es geht ja nicht um sie, es geht um jede einzelne Frau und jeden einzelnen Mann, der sich auf seine weibliche Seite einlassen möchte. Ich denke sie lebt überall in der Stadt, vielleicht überall in Frankreich, wenn man bereit ist, sie zu spüren. Die Kraft der „Frau von Paris“ – unserer Frau.

Denn in meinem Traum erschien sie. Aber anders, als ihr vielleicht denkt. Denn sie hat eine schwarze Hautfarbe, korpulente weiche körperliche Rundungen und ein afrikanisches Temperament. Sie lebt in ihrem Körper und ihr Körper erfüllt sie. Sie ist „die Frau – unsere Frau“. Da stand sie, „unsere Frau“, in meinem Traum. Am Montmartre mit Blick nach Afrika und sang, sie sang mit einer Kraft, mit einer Stimme, die ganz Frankreich erfüllte. Als sie mit ihrem Gesang ganz Frankreich erfüllt hatte, flog sie weg, zurück nach Afrika, in ihre Heimat.

 

Und wenn ich so darüber nachdenke, dann zeigt dieser Traum für mich nicht, dass die afrikanischen Frauen Frankreich ihre Kraft überstülpen. Nein, in Afrika liegen unsere Wurzeln, auch die, von uns Europäern. Sie erinnert uns daran. Nur, wenn wir die Kraft der afrikanischen Frauen – die viel stärker ist, als die der europäischen – wenn wir sie zulassen, uns berauschen lassen von der Kraft ihres Gesanges, der ganze Städte und Landschaften erfüllt, wenn wir die Schwingungen der Stimme der Frau aus Afrika wieder in uns vibrieren lassen, dann spüren wir uns selbst und dann spüren wir die Kraft der Frauen in dieser Welt. Die Stadt der Liebe ist für mich die Stadt der Liebe zu unserem Frau-Sein, zu unseren ganz persönlichen Wurzeln, zu unserem ganz persönlichen Sein. Männer tun sich sehr schwer, sich darauf einzulassen, vielleicht hilft es, wenn wir den Gedanken wieder zulassen, dass jeglicher Mensch (im Moment noch) stehts aus der Höhle der Frau geboren wurde und der kraftvolle Weg nicht jener des „Schnittes durch den Kaiser“ ist.  Diese Kraft kann auch auf die weiblichen Anteile in den Männern ausstrahlen – selbst im Fußballstadion (der Höhle der Männlichkeit). Und Macron lebt es vor – hat es jemals einen anderen Präsidenten in Europa oder sonst wo gegeben, der eine ältere Frau an seiner Seite hatte und ihre Kraft offiziell spürbar werden ließ und zu ihr stand??? Auch Frau Merkel konnte neben ihm in ihrer vollen Kraft bleiben. (Man kann über beide denken, was man will, aber diese Kraft, zwischen den Taten, auch das verändert die Welt, vielleicht sogar nachhaltiger, als jegliche Form von politischen Handlungen.)

Ja, die Französinnen, gemeinsam mit den Afrikanerinnen werden die Welt verändern – sie lassen vieles an weiblicher Kraft wirken, wovon wir Frauen hier in Österreich und der Welt nur träumen können… daher sollte jede Frau einmal nach Paris, alleine oder mit anderen Frauen. Eine Art „Pilgerstätte der Moderne“. Ich habe das heuer gemacht. Mit meinem Patenkind und meiner Tochter – zwei Mädels am Sprung zum Frau-sein. Das könnten „Initiationsriten“ der heuteigen Zeit sein… wir Drei Frauen haben die Stadt der Frauen genossen und in uns aufgenommen… dieses Erleben kann uns niemand nehmen.

 

Eure Claudia Füreder